Composable Enterprise. Nur ein weiteres Buzzword oder eine Notwendigkeit?
Einleitung
Auf der Suche nach dem “composable Enterprise” stolpert man nahezu unvermeidlich über die von Gartner Research erstellte These “The future of ERP is composable”. Dort wird beschrieben, wie moderne Software aus Komponenten flexibel zusammengesetzt und jederzeit angepasst werden kann.
Eine Organisation, deren Denkhaltung und Fähigkeiten ähnlich strukturiert würden, kann sich demzufolge wie moderne Software kontinuierlich an Innovation und sich verändernde Geschäftsanforderungen anpassen.
Worum geht es?
Der Begriff “composable Architecture” (Komponenten-Architektur) beschreibt die Fähigkeit, Anwendungen und Organisationen modularisiert zu entwerfen und paketierte Bausteine nach Bedarf zu kombinieren. Darüber hinaus soll die Zusammensetzung der Bausteine nicht mehr nur durch Informatiker und Ingenieure, sondern auch durch Fachbereiche möglich werden. Fachbereich und digitale Organisation sollen zusammenrücken.
Wiederverwendbare Komponenten sollen implizit für Standards, Sicherheit und uniforme Steuerung (Governance) sorgen. Durch beliebige Kombination dieser Bausteine sollen Unternehmen flexibel auf Änderungen und neue Anforderungen reagieren können.
Ist composable nur ein Buzzword?
Die Idee, Unternehmen und Anwendungen nach dem “Lego”-Modell aus den Kindertagen flexibel zu modellieren, begleitet uns schon lange.
Bereits 1996 haben wir “EAI – Enterprise Application Integration” Technologie genutzt und Lösungen damit umgesetzt. In 2006 wurde die EAI Idee durch die “SOA-Serviceorientierte Architektur” abgelöst. Der Begriff SOA wurde interessanterweise ebenso wie der Begriff “composable Enterpise” durch Gartner Research geprägt.
Ist “composable” also das neue Gartner Research Buzzword für aufgewärmte Ideen von gestern?
Der Praxis-Test überrascht positiv
Ich habe die ersten 30 Jahre von Objektorientierung, künstlicher Intelligenz, EAI und SOA im Zeitraum von praktisch erlitten. Wenn ein Consulting Unternehmen wie Gartner Research einen neuen Heilbringer ausruft, werde ich nicht so schnell von Euphorie ergriffen.
Aber nach 30 Jahren Reifung sind Komponenten-Architekturen tatsächlich bereit zur praktischen Umsetzung von Anwendungen. Wir nutzen entsprechende Technologien und Architekturen seit mehr als 5 Jahren intensiv und erfolgreich.
Der Reifegrad hat sich insbesondere in den letzten beiden Jahren nicht nur enorm verbessert, sondern die Geschwindigkeit und Qualität der Verbesserungen hat sich beeindruckend erhöht. Der Übergang zwischen Fach- und digitaler Organisation enger zusammenrücken kann.
Unsere Erfahrungen zeigen, dass “composable” für Unternehmen eine echte Chance sein kein.
Möglichkeiten
Selbst wenn die Erstellung von perfekt auf Ihr Business zugeschnittener Software nun so einfach wie das Zusammenfügen von Lego-Bausteinen funktionieren würde, wäre Ihre Organisation deshalb dennoch nicht automatisch ein “composable Enterprise”.
Der Start in eine Komponenten-Architektur beginnt heute häufig am Scheidepunkt CRM, QM oder ERP. Statt eine klassisch unflexible, überladene Standard-Software einzuführen, entscheiden sich immer mehr Unternehmen, Ihr Unternehmen digital aus Komponenten zu kombinieren, da schon der initiale Aufwand zur Abbildung der eigenen Arbeitswelt mit fertigen Komponenten nicht selten kostengünstiger als die Einführung und Anpassung einer Standard-Software ist.
Die Wandlung von Abteilungs-Silos zur flexiblen Komponenten-Organisation ist jedoch ein langfristig angelegtes Vorhaben, in dessen Verlauf Denkmodelle, Abläufe, Strukturen, Rollen und Sicherheit neu gedacht und gemacht werden müssen.
Unternehmen, die sich strategisch und erfolgreich als “Composable Enterprise” ausrichten, werden im Rennen um Talente, Innovation und Marktvorteile in steigendem Mass von der Transformation profitieren, da Anpassungen und Veränderung mit steigendem Reifegrad immer kostengünstiger und schneller umsetzbar sind. Das bestätigen auch unsere eigenen Erfahrungen der letzten 5 Jahre.
Voraussetzungen
Unternehmen müssen an vielen Stellen ansetzen, um diese Vision praktisch umzusetzen. Vom organisatorischen Mindset über eine digitale Strategie, den Business Case, geeignetes Personal, relevantes Wissen oder die nötigen Konzepte und Technologien zur Transformation.
Jedes ambitionierte Vorhaben erscheint zunächst zu gross und braucht den Mut zu einen ersten Schritt.
Im einfachsten Fall kann die Notwendigkeit zur Einführung neuer Software der Auslöser sein, um Stangenware mit einem Komponenten-Architektur-Ansatz zu vergleichen.
Unternehmer und Entscheider, die für Ihr Unternehmen Wege zur Erneuerung suchen, sollten diesen Ansatz in jedem Fall genauer evaluieren.
Rüdiger Gros ist seit mehr als 35 Jahren Unternehmer mit praktischer Erfahrung und akademischem Hintergrund für Wirtschaftsinformatik und Betriebswirtschaft.
Neben seiner Funktion als CEO der EFEXCON Group Holding AG und EFEXCON AG berät er strategische Mandate und schreibt Publikationen und Posts zu digitaler Strategie.
Digitale Schwerpunkte hat er in Digitaler Transformation, Composable Enterprise, Data Driven Enterprise und Business Automation.
- Rüdiger Groshttps://www.efexcon.com/author/gros/
- Rüdiger Groshttps://www.efexcon.com/author/gros/
- Rüdiger Groshttps://www.efexcon.com/author/gros/